Aus den Abteilungen

Die Arbeiten rund um die geplante Fusion und die Herausforderungen rund um COVID-19 waren die grossen Höhenpunkte. Was die Appenzeller Bahnen und die Abteilungen 2020 bewegte.

Roland Steingruber

Roland Steingruber

Leiter Infastruktur

 

Ebenerdig in die Züge einsteigen
In einem im Berichtsjahr erarbeiteten Konzept zeigen die AB auf, wie die 60 Bahnhöfe und Haltestellen angepasst werden, um einen diskriminierungsfreien Zugang zu den Zügen nach den Bestimmungen des Behindertengleichstellungsgesetzes (BehiG) umzusetzen. Nebst konventionellen Perronerhöhungen sind oftmals grössere Umbauten mit Anpassungen an den Gleisen, Weichen und Fahrleitungen notwendig. Solche Umbauten verursachen hohe Kosten und setzen eine mehrjährige Planungsphase voraus. Bei Bahnhöfen und Haltestellen, die bis Ende 2023 nicht vollständig angepasst werden können, werden bis Ende 2023 Übergangsmassnahmen in Form von punktuellen Perronerhöhungen geplant. Eine der grösten Herausforderungen ist der Umgang mit Haltestellen, die zum Teil in sehr engen Kurven und im Gefälle liegen. An nicht BehiG-konformen Haltestellen bieten die AB ab 2024 Hilfestellungen an.

Die AB erneuerten 2020 die Bahnhöfe Teufen und Waldstatt komplett. Nebst den Perron-, Gleis- und Fahrleitungsanlagen wurde das Relais-Stellwerk in Teufen durch ein elektronisches Stellwerk ersetzt. Die Verantwortlichen brachten zudem das Relais-Stellwerk in Waldstatt auf den neuesten Stand. Damit kann ein Ersatz noch viele Jahre hinausgeschoben werden.


Substanz erhalten
Der Bahnhofumbau Waldstatt bedingte eine Totalsperre zwischen Herisau und Jakobsbad. Gleichzeitig wurden ein Teil der Werkstatt Herisau abgebrochen als Vorarbeiten für den Bahnhofumbau, die Überführung «Böhl» und die Unterführung «alte Steig» ersetzt und eine grosse Fahrbahnerneuerung inkl. Fahrleitungsersatz zwischen Herisau und Wilen realisiert. Ferner haben die Teams der AB zahlreiche Schienen ausgewechselt und Dutzende von Anlagen gewartet, damit die Substanz erhalten wird und die Sicherheit jederzeit gewährt ist.

Dominic Graber

Dominic Graber

Leiter Rollmaterial/Werkstätten

 

Bald vollautomatisch nach Walzenhausen?
Die Projektleitung Rollmaterial evaluierte mehrere technische Lösungen für die automatische Bedienung der  Linie Rheineck–Walzenhausen. Ob zwischen Rheineck und Walzenhausen dereinst wieder eine Standseilbahn fahren wird oder eine vollautomatische Zahnradbahn die Verbindung sicherstellt, wird im Jahr 2021 anhand der Wirtschaftlichkeit entschieden. Bestätigt sind die technische Machbarkeit und die Zulassungsfähigkeit. Nicht weiter verfolgt werden die konventionelle Lösung sowie eine Luftseilbahn.

Gelenktriebwagen unterwegs am Neuenburgersee
Anfang März 2020 lieferten die AB den letzten von fünf Gelenktriebwagen (GTW), welche auf der Strecke St.Gallen–Trogen unterwegs waren, nach Umbau und Revision an die Transports Publics Neuchâtelois (TransN) aus. Die ehemaligen TB-Fahrzeuge verkehren entlang dem Neuenburgersee von Neuchâtel nach Boudry.

Fahrzeuge revidiert
Qualifizierte Mitarbeitende der AB führten 2020 ausser-ordentliche Instandhaltungsmassnahmen durch:

  • Triebwagen BDeh 4/4 16: Revision Drehgestell inkl. Antriebsstrang und Bremszylinder
  • Steuerwagen ABt 121-123: Revision Achslager, z.T. Dachsanierung
  • Personenwagen B 247 und B 248: Revision Achslager— Triebwagen 25: Revision Drehgestell inkl. Antriebsstrang, punktuelle IH-Massnahmen
  • Triebwagen 1: Neubandagierung

Hohe Verfügbarkeit von Tango und Walzer
Erfreulicherweise dokumentieren die in den Jahren 2018/19 gelieferten Fahrzeuge eine hohe Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit. Im Rahmen der Gewährleistungsfrist konnte eine Reihe von Verbesserungen erzielt werden. Aufgrund von zeitweise aufgetretenen Lärmbeeinträchtigungen durch die Tangos entschieden die AB im  Dezember 2019, weiterführende Massnahmen zur Einschränkung des Kurvenkreischens in Angriff zu nehmen. Infrastrukturseitig wurden Messsysteme zur kontinuierlichen Lärmmessung, -aufzeichnung und -auswertung installiert. Die im Berichtsjahr eingerichtete automatisierte Konditionierung der Schienen durch die Fahrzeuge führte zu einer deutlichen Reduktion der Lärmemissionen.

Mehr Sicherheit dank ZSI 127 Migration
Fachverantwortliche rüsteten zur Verhinderung von Abfahrten bei Halt zeigenden Signalen und zur Überwachung der Einhaltung der Bremskurve den Triebwagen BDeh 4/4 16 mit dem Zugsicherungssystem ZSI 127  Migration aus.

Gem 2/2 Nr. 1095 und 1096 zugelassen
Die im Dezember 2019 gelieferten Baudienstfahrzeuge «Speckli» und «Möckli» erlangten im März 2020 ihre  Zulassung für den betrieblichen Einsatz. Infolgedessen konnten drei alte Diesellokomotiven verkauft (Tm 2/2 91, Tm 2/2 97 und Tm 2/2) und die Triebfahrzeuge BDe 4/4 46 und 47, welche seit 2015 nicht mehr im Fahrgastbetrieb standen und vom Baudienst als Triebfahrzeuge genutzt wurden, entsorgt werden.

Werkstatt Herisau teilweise abgebrochen
Die Fahrzeuginstandhaltung für die Linien Altstätten–Gais (AG), Gossau–Appenzell–Wasserauen (GAW) und Trogen–St.Gallen–Appenzell (TSA) wurde bereits im Jahr 2019 in der Werkstatt Gais konzentriert. Die Werkstatt Herisau wurde nur noch bei Bedarf personell besetzt. Um die Gleisanlagen den künftigen Verkehrsbedürfnissen anzupassen und eine Arealentwicklung zu ermöglichen, brachen die AB Ende Oktober 2020 den Depotteil der Werkstatt Herisau ab.

Thomas Halter

Thomas Halter

Leiter Betrieb

 

Fahrplan mehrmals gewechselt
Im öffentlichen Verkehr ging aufgrund der ausserordentlichen Lage durch COVID-19 die Nachfrage stark zurück. Die AB passten das Angebot umgehend der Nachfrage an. Innerhalb weniger Tage erarbeiteten die AB einen  reduzierten Fahrplan und setzten diesen ab Montag, 23. März 2020, um. Die Züge verkehrten im Stundentakt, das Nachtangebot fiel ersatzlos aus. Am 11. Mai 2020 verdichteten die AB auf einen Halbstundentakt. Das Nachtangebot führten sie ab dem 17. Juli 2020 wieder ein. Seit Montag, 10. August 2020, verkehren die Züge auch zur Hauptverkehrszeit wieder im Viertelstundentakt. Per 1. November 2020 strichen die AB das Nachtangebot erneut. Die Disponenten und Planer leisteten eine grosse Arbeit: Dienstpläne mussten mehrmals an das sich stets ändernde Angebot angepasst werden. In der Folge kam es vor allem beim Lok- und Zugpersonal zu einem grossen Abbau von Zeit- und Ferienguthaben.

Hohe Bedeutung der Weiterbildungen
Weiterbildungen sind ein wichtiges Element in der Entwicklung der Mitarbeitenden. Fachkundige Ausbildner schulten im Herbst 2020 die Zugverkehrsleiter im  Rahmen der periodischen Prüfungen, welche sich alle fünf Jahre wiederholen, an einer Simulationsanlage der Südostbahn (SOB). Jeder Zugverkehrsleiter bearbeitete während einem Tag verschiedene Störungsbeispiele an der Simulationsanlage. Parallel zum praktischen Teil stärkten die Mitarbeitenden ihr Wissen in Bezug auf die Fahrdienstvorschriften im Selbststudium. Ende Jahr erhielt das Lokpersonal, unter strenger Einhaltung der  COVID-19-Massnahmen, an einem halben Tag Instruktionen zu den Änderungen der neuen Fahrdienstvorschriften. Die AB tauschten die in die Jahre gekommenen Tablets des Lokpersonals aus.

Fahrplankonzept 2035 für die Linie Trogen–St.Gallen–Appenzell
Die AB erarbeiteten in Absprache mit den Bestellern der Kantone St.Gallen, Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden und zusammen mit einem renommierten Ingenieurbüro das Fahrplankonzept 2035. Dabei zeigte sich, dass nur eine doppelspurige Streckenführung in Teufen zukünftig die verlangten IC-Anschlüsse in beiden Reiserichtungen halbstündlich sicherzustellen vermag. Zwei unabhängige Verifizierungen bestätigten die Richtigkeit der von den AB vorgenommenen Angebotskonzepte.

Sabrina Huber

Erika Egger

Leiterin Marketing/Kommunikation

 

«Grün ins Grüne»
Die Strategie 2024 sieht unter anderem die zielorientierte Vermarktung und Belebung des Kerngeschäftes vor. Die AB starteten passend dazu mit Appenzellerland Tourismus AI und der SBB ein Pilotprojekt: Unter dem Slogan «Grün ins Grüne» reisen alle Gäste ab drei Hotelübernachtungen gratis mit dem öV nach Appenzell und zurück – ab ihrem Wohnort aus der ganzen Schweiz. Inkludiert ist auch der Gepäcktransport. Das schweizweit einmalige Pilotprojekt startete im Mai 2020 und läuft über drei Jahre. Bis Ende Jahr nutzten rund 1500 Gäste dieses Angebot und generierten über 5500 Logiernächte. Gemäss einer Umfrage reiste ein Drittel dieser Gäste nur wegen diesem Angebot mit dem öV nach Appenzell.

Fensterplatz-App
Mit der Fensterplatz-App, einem digitalen Reiseführer für das Liniennetz, nehmen die AB eine Pionierrolle ein. Die App wurde in den vergangenen Monaten intensiv weiterentwickelt und im August des Berichtsjahres neu lanciert. Nebst den bestehenden Themen Freizeit & Brauchtum und Politik & Eisenbahn ist nun zusätzlich das Thema  Kulinarik auf der kostenlosen App verfügbar. Das neue Thema enthält eine interaktive Komponente: Gutscheine von Partnerbetrieben entlang der Linie animieren die Fahrgäste kurz auszusteigen, beim Partner leckere Spezialitäten zu probieren und später wieder weiterzufahren. In den ersten vier Monaten zählte die App über 2000 Downloads.

«Im Zug mit …»
Das Ende 2019 neu produzierte TVO-Sendeformat «Im Zug mit …» sorgte im Berichtsjahr für hohe Werbepräsenz in TV, Radio und Printmedien. In 38 Sendungen interviewten die TVO-Moderatorinnen zahlreiche prominente Persönlichkeiten; zuerst im Tango während einer Fahrt zwischen Appenzell–St.Gallen–Trogen und später aufgrund der Maskenpflicht im Depot Wasserauen. TVO strahlte die 20-minütige Sendung jeden Dienstagabend aus; diese läuft auch im Jahr 2021 mit den AB als Partner weiter.

Mit Digitalisierung zu mehr Kundennutzen
Die Kommunikation der AB passte sich den aktuellen  Gegebenheiten an und machte einen weiteren grossen Schritt in Richtung Digitalisierung. Baustellenkommunikationen zur Totalsperre oder zum geplanten Servicezentrum wurden über Online-Informationsplattformen aufbereitet. Anstelle einer öffentlichen Bahnhofeinweihung in Waldstatt erhielten die Anwohnerinnen und  Anwohner ein Schreiben mit Gutscheinen der lokalen  Bäckerei/Metzgerei und einem QR-Code mit Link zu  einem Video mit Infos zum neuen Bahnhof – realisiert durch die Praktikantin im Team Marketing/Kommunikation. Mit dem neuen Störungsmanager sind Betriebsstörungen mit geplanten oder auch ungeplanten Streckenunterbrüchen sofort und prominent auf unserer Website ersichtlich. Die Fahrgäste finden so jederzeit die für sie wichtigen Mitteilungen bei Bautätigkeiten oder unvorhergesehenen Ereignissen.

Hohe Medienpräsenz
Die AB standen auch im Berichtsjahr unter grossem  öffentlichem Interesse. Dies zeigte sich an der hohen  Anzahl an Medienbeiträgen. Unterschiedliche Medien erwähnten die AB im Berichtsjahr in über 1400 Beiträgen. Dazu gesellten sich 32 verschickte Medienmitteilungen und rund 120 eingegangene Medienanfragen.

Marc Ringeisen

Marc Ringeisen

Leiter Personal

 

Willkommen bei den AB
Die AB begrüssten im Jahr 2020 18 neue Mitarbeitende. Ab März 2020 beeinflussten die Massnahmen gegen die Ausbreitung von COVID-19 auch die Rekrutierungs- und Einstellungsprozesse. Das HR-Team besetzte dennoch alle offenen Stellen im geplanten Zeitraum. Den Vorgesetzten gelang es, die neuen Mitarbeitenden auch unter den erschwerten Bedingungen willkommen zu heissen und ihnen einen angenehmen Einstieg in die Welt der AB zu ermöglichen. Die im Zusammenhang mit der Pandemie aufgetretenen Herausforderungen spornten die Mitarbeitenden an, in den unterschiedlichsten Bereichen neue Lösungen zu finden und einen weiteren Schritt in Richtung Digitalisierung zu gehen. Der zusätzliche Druck und die Unsicherheit belasteten aber auch. Einzelne Mitarbeitende kontaktierten deshalb die externe Beratungsstelle, die allen Angestellten der AB Tag und Nacht zur Verfügung steht.

Unterstützung für mobil-flexibles Arbeiten
Die AB unterstützen mobil-flexibles Arbeiten, wo dieses betrieblich sowie organisatorisch umsetzbar und sinnvoll ist. Flexible Arbeitsmodelle, wie das Arbeiten im Homeoffice, stellen auch nach der Pandemie eine mögliche  Arbeitsform dar. Die verantwortlichen Mitarbeitenden  erarbeiteten in diesem Jahr die Richtlinien und Rahmenbedingungen dazu.
Ende Jahr beschäftigten die AB 44 Frauen und 172 Männer. Das sind drei Personen mehr gegenüber dem Vorjahr. Die Fluktuation (ohne Pensionierungen und Lernende) liegt mit 5,2 Prozent – nach einer kurzfristigen Erhöhung im 2019 – wieder auf dem Niveau der vergangenen Jahre.